Strindberg, Linné und die Nemesis divina
Nicht viel leichter hatten es die Großen der Vergangenheit, die Anerkennung des genialen Egozentrikers zu finden, und als wirkliche Vorbilder kommen nur äußerst wenige in Betracht.
Zu nennen wäre hier sicher Goethe, den Strindberg bewunderte und dem er sich in mancher Hinsicht ähnlich fühlte.¹ Auch wenn er ihn auffallend selten namentlich erwähnt, ist sein Schatten doch so häufig gegenwärtig. Konstatierend, daß er genau 100 Jahre nach Goethe geboren ist, liebäugelt er einmal sogar scherzhaft mit der Möglichkeit einer Wiedergeburt² – insgesamt ein etwas problematisches Verhältnis, das sicher einmal eine nähere Betrachtung verdiente.
Offener zutage liegt die Bedeutung Swedenborgs für Strindberg, der seinen Landsmann irnoischerweise erst in Paris, durch Balzacs Roman Séraphita, kennenlernte – eine Entdeckung, die er nach seinen Schilderungen damals geradezu als lebensrettende Offenbarung erlebt haben muß.
Viel früher begann dagegen Strindbergs Beziehung zu einer anderen bedeutenden Gestalt der schwedischen Geistesgeschichte, zu Carl von Linné. Ihre Bedeutung, die den Gegenstand dieser Skizze bildet, hat in der Vergangenheit das Interesse der Biographen und Forscher nur in geringem Maße auf sich ziehen können. Dies muß verwundern, denn es ist doch gerade Linné, der Strindberg aufs Ganze seines Lebens gesehen am nächsten gestanden haben dürfte – als unbestrittene Autorität, als erfolgreiches Vorbild, aber auch als Mensch, in dem er eigene Erfahrungen, Eigenschaften und Ideen wiederfand.
Daß er schon im Hause seiner Kindheit präsent war – in Gips, auf dem Sekretär seiner Mutter – beweist eine Schlüsselszene der Teilautobiographie Tjänstekvinnans son. Als der Dreizehnjährige am Sterbebett seiner Mutter sitzt, fällt sein Blick auf der Suche nach etwas Tröstlichem auf diese Statue:
Hur skulle det bli när mamma ej fanns mer? Ödsligt, tomt. Ingen tröst, ingen ersättning. Det var bara ett tjockt mörker av olycka. Han spanade efter en enda ljuspunkt. Ögat faller på modrens byrå, där Linné sitter i gips med en blomma i handen.
Möglicherweise war dies ja eine verkleinerte Kopie der Linnéstatue in Humlegården, von der Strindberg viele Jahre später eine Ansichtskarte an Marie Uhl schickte (27.4.1900; XIII, 272).
Wir erfahren aus der zitierten Stelle nicht, was den heranwachsenden Strindberg mit Linné verband, vor allem nicht, welche seiner Bücher er damals schon kannte.4 Den Verzeichnissen über den Buchbesitz seiner späteren Jahre, über den wir recht gut informiert sind, entnehmen wir jedoch, daß in seinen verschiedenen Bibliotheken auch immer Werke von Linné vertreten waren.5
Ein Beispiel dafür, was diese Werke ihm bedeutet haben, liefert eine Briefstelle von 1896:
Hittade på vinden min gamla Linnés Gotlandsresa ... Emellertid har Linnés resa i Gotland stärkt min tro, och hade jag bara Linnés Skånska Resa skulle väl jag få in bräckjärnet.
Strindberg hatte mit Linné viele Interessen gemeinsam: auch er war ein großer Naturfreund und liebevoller Gärtner6, verstand sich als Naturforscher, reiste nach Linnés Vorbild und auf seinen Spuren durch die schwedischen Provinzen, bemerkte auch sehr wohl Parallelen in ihren Lebensläufen. Ein besonderer Berührungspunkt lag aber in einem Problembereich, der für beide eine existentielle Bedeutung hatte, in der Frage nach dem Ursprung des Bösen, dem Sinn des Leidens und der gerechten Weltordnung.
Ehe wir uns aber diesem Kernbereich und der Nemesis divina zuwenden, soll wenigstens in Umrissen skizziert werden, wie uns Linné sonst in Strindbergs Briefen und Werken entgegentritt.
Erste Dokumente einer intensiven Beschäftigung Strindbergs mit Linné enthält sein frühes historisches Werk Svenska folket von 1880/82, also aus der Zeit seiner Anstellung an der Königlichen Bibliothek, wo ihm der Zugang zu den Quellen offenstand. In diesem Werk würdigt er ausführlich Linnés Einsatz bei der Beschaffung von naturwissenschaftlichem Material durch schwedische Chinahändler, zitiert seinen Wahlspruch (tantus amor florum) und einen besonders schönen Brief, in dem Linné, von Freude ganz überwältigt, einem Kapitän dankt, daß er ihm eine lebende Teepflanze mitgebracht hatte.7 An späterer Stelle dieses Werkes setzt Strindberg Linné ein Denkmal als dem Ideal eines Hochschulwissenschaftlers:8
Carl von Linné uppenbarar sig vetenskapen först och störst såsom folkvänlig, en gudarnas gåva åt alla, som skänkes genom vetenskapsmannens händer åt alla. Vetenskapen var icke för honom en partisak, en kotteriangelägenhet, som handhades endast för ägarens skull; hans uppgift var icke att, insvept i ett misstänkt skyddandes mörker, hålla hopen på avstånd i en underdånig dyrkan; han skickade icke sina lärjungar kring hela världen att samla material, varav han sedan ensam skulle skörda äran, utan han uppmanade dem själva att utgiva sina samlingar, vilka han ofta beledsagade med uppmuntrande inledningsord. Linné var tidevarvets och Sveriges lärdaste och snillrikaste man; han sjönk icke ner i småaktigt detalj-samlande, utan han genomskådade alla dessa massor av individer ur naturriket och såg deras inbördes sammanhang; han ordnade kaos och inblåste en levande anda i de torra herbarierna, de uppstoppade och spritlagda djuren, de döda stenarne.
Allt skapat tilltalade honom, och han såg i det lilla ett stort, som han gav gamla folkliga namn för att bli bättre förstådd, och att bli förstådd var hans ära.
Wenige Jahre später, nämlich 1888, setzt sich Strindberg in dem Stück Blomstrens hemligheter aus den Blomstermålningar och djurstycken mit Linnés Pflanzensystematik auseinander. Kritisch, was seine logische Begründung und praktische Anwendbarkeit angeht, aber insgesamt doch voller Bewunderung steht er diesem Gedankengebäude gegenüber. Freilich macht er kein Hehl daraus, daß ihm bei Linné die phantasievolle Spekulation, z.B. über den Zusammenhang zwischen Farbe und Geschmack der Pflanzen, mehr zusagt als sein Staubgefäßezählen (SS 22, S. 269 f.). 1894 wird er Lidforss in einem Brief anvertrauen:
... jag funnit Linnés system icke en bit dummare än de andras, eller lika dumt som de andras, ty system ges ej i naturen.
Wenn Strindberg Linné gegenüber also keineswegs ganz ohne Vorbehalte ist, hat seine Autorität für ihn doch große Beweiskraft, besonders wenn sie ihm geeignet scheint, seine eigenen Thesen zu stützen. Dies geht z.B. aus einem Kapitel über die angebliche Überwinterung von Vögeln unter dem Eis hervor. (En blå bok I, S. 306 f.)
Höchst eigenwillig ist die Akzentsetzung, mit der Strindberg Linné in den Blomstermålningar einführt:
På 1700-talet föddes en stor poet, som ägnade sig åt naturvetenskaperna.
Seine Phantasie war es, die Linné nach Strindbergs Auffassung zum Poeten machte:
Med poet menar jag en herre, som har fantasi, det är förmåga att kombinera företeelser, se sammanhang, ordna och gallra.
Ganz offensichtlich zielt diese Charakterisierung auch auf Strindberg selbst, und wenn er noch einmal pointiert wiederholt: "Linné kunde, som sagt, se, där andra intet sågo" kündigt sich hier bereits ein Bild Linnés an, das für Strindberg in seiner Infernozeit wichtig wird – das des Mystikers. So schreibt er im Juni 1896 in einem Brief an Hedlund, in dem er dem Atheismus absagt:
Jag är naturalist-ockultisten, som Linné, min store lärare. Först fysiken, så meta-. Jag vill se med mina utvertes ögon först och sedan med de invertes.
Als sich Strindberg im Sommer 1896 zum Tode verurteilt glaubt, macht er noch einmal einen Spaziergang durch den Jardin des Plantes, um der Schöpfung Lebewohl zu sagen. Abschied nimmt er auch von den großen Naturwissenschaftlern, deren Namen dort in goldenen Buchstaben auf dem Tempelfries eingeschrieben sind, und hofft, sie bald wiederzuschen:
Och I store män, Bernardin de Saint-Pierre, Linné, Geoffroy Saint-Hilaire, Haüy, vilkas namn äro ristade i guld på tempelfrisen – farväl! nej: vi träffas snart!
Mit besonderer Freude registriert Strindberg Ende September desselben Jahres die Würdigung, die Linné in der Welt findet, und benutzt den Anlaß zu einem erneuten Loblied:
Linné er för mig och verlden eljes en bland de största siare som lefvat, I ett franskt biografiskt lexikon i vintras sattes han som myt, en heros-ande invid Aristoteles. Ja, ty då var specialismen eller ingeniörsvetenskapen ej påfunnen, hvilken medförde den Babyloniska förbistringen då det gick så långt att en mineralog ej förstod en zoolog – hvilket nu er fallet. Och han hade fantasi, som nu saknas och derför fördummar en hel generation eller två.
Auch hier wird Linné wieder als Kronzeuge gegen die zeitgenössische Fachwissenschaft und damit indirekt für Strindbergs eigenen universalen Wissenschaftsbegriff aufgerufen.
Anläßlich seines zweihundertsten Geburtstages 19079 prophezeit Strindberg Linné eine Renaissance:
När nu Linné skall jubileras, kommer väl hans ande att stå upp igen, Liksom Swedenborgs stod upp mitt i förra sekelslutet. Då få vi nog se botaniken bli levande igen efter sin hundraåriga dekadens ...
Er nimmt ihn in Schutz vor seinen Kritikern, die ihn als trockenen Systematiker verketzert und den Meister nicht dort gesucht hätten, wo er zu finden sei: in seinen herrlichen Reisen, seinen Reden, Briefen und in gewissen Abhandlungen:
I resorna ser han över hela naturen i dess tre riken, stenarnas, växternas och djurens; och han behandlar dom som levande varelser; han är biolog, anatom, fysiolog, men han är även läkaren, medicine doktorn och apotekaren i en person.
Aber nicht nur durch seine Vielseitigkeit in Fragestellung und methodischem Ansatz hebt sich Linné nach Strindbergs Überzeugung von der "perversen modernen Dekadenzwissenschaft" ab, die zwar Mikroskop und Teleskop erfunden, aber nur dumme und falsche Schlüsse gezogen habe, sondern vor allem auch dadurch, daß er frei war von der modernen "teofobi" etwa eines Ernst Haeckel:
Och överallt ser han skaparens hand, den mätande och räknande skaparen, som han likt Moses fick se på ryggen, och hisnade.
So rückt er ihn in die Nähe der Pythagoräer und Swedenborgs ("Linné står närmare pythagoreerne och Swedenborg än man tror", S. 314) und reiht ihn ein in die Gruppe derer, die keinen Widerspruch zwischen Wissenschaft und Religion gesehen hätten:
Newton, Leibnitz, Kepler, Swedenborg, Linné, de största, voro fromma, gudfruktiga män... Ödmjuka och renhjärtade fingo de skåda Gud, under det våra dekadenter bara fingo se en apa uppvaktad av mikroskopisk ohyra.
Diese Auswahl von wesentlichen Urteilen beweist nicht nur die eminente Bedeutung Linnés für alle Lebensphasen Strindbergs, sondern auch, daß dieser ein erstaunlich tiefes und facettenreiches Linnébild besaß und als ein wirklich guter Kenner dieses großen Forschers gelten darf.
Wie Linné sah sich auch Strindberg selbst als Naturwissenschaftler. Er glaubte sich in den Spuren seines Vorbildes und fühlte sich als sein legitimer Erbwalter. So richtete er große Erwartungen auf eine Ehrung anläßlich der Feier, die zu Linnés 200. Geburtstag in Uppsala geplant war. Nahrung erhielt diese Hoffnung, als seine Tochter Greta ihm mitteilte, er sei für die Ehrendoktorwürde vorgeschlagen worden (Ockulta Dagboken, 17.4.1907, S. 256) Bekanntlich wurde nichts aus dieser Ehrung, und so erlebte Strindberg an einem Tag, der die Krönung seiner Beziehung zu Linné hätte werden sollen, eine seiner bittersten Enttäuschungen. Von seiner Betroffenheit zeugt die karge Notiz am 23. Mai ("Linné-dagen. Ensam, tungt", ebd., S. 262) ebenso wie der Ausbruch viele Wochen später:
Ensam! Erinrar i dag Linnéfesten i Upsala i Maj. Hackel, som är Linnés värsta motståndare kröntes till Linnés ära. Promotor f.d. B Trs älskare utdelade kransarne, bl. a. åt dem som inte visste ett dyft om Linné och ingen naturvetenskap kunde. Åsnefesten! Det var "kamorran", Svarta Fanorna i Domkyrkan! Ap-messan! Svarta messan i Upsala Domkyrka.
Strindberg wußte, daß das Bild vom "botanischen Wunderkind", vom "Glücks- und Schoßkind der Natur" so nicht zutraf!10, zu dessen Verbreitung Linné selbst durch seine in hellen Farben gemalten autobiographischen Äußerungen am meisten beigetragen hatte. Früher als andere und mit besonderer Aufmerksamkeit registrierte er, daß auch Linnés Leben, wie das seine, nicht frei von ernsten Krisen und dunklen Phasen war. In welcher Richtung aber Linné eine Lösung seiner Probleme gesucht hat, geht am deutlichsten aus seinem Werk Nemesis divina11 hervor, mit dem sich Strindberg immer wieder und mit unterschiedlichem Ergebnis auseinandergesetzt hat.12
Es ist dies sicher das eigenartigste Werk der schwedischen Aufklärungszeit, eine Sammlung von gut 200 losen Blättern, nie zur Veröffentlichung bestimmt, lange verschollen13, der Öffentlichkeit in Auszügen erst 184814, vollständig dann 187815 zugänglich gemacht. Es enthält, in kaum geordneter Folge, zahlreiche Aufzeichnungen, vor allem biographischer Natur, Schicksalsstenogramme von Menschen, in deren Leben Linné Beweise für Gottes Vorsehung und eine ausgleichende Gerechtigkeit erblickte.
Die beiden Kernelemente der Nemesis-Lehre sind folgende:
1. Jede Schuld findet schon auf Erden ihre unausweichliche Vergeltung. Sie wird gerächt am Täter oder allenfalls einem seiner Nachkommen, wodurch das Gleichgewicht der göttlichen Weltordnung wicderhergestellt wird.
2. Die Strafe korrespondiert in ihrer Form in mehr oder weniger deutlicher Weise mit dem Vergehen, wodurch sie als Schrift Gottes für den Menschen lesbar wird.
Ein kurzes Beispiel aus Linnés Werk möge das Gesagte illustrieren:
Tornskiöld
Danska ammiralen Tornskiöld, samme som tog Marstrand från oss. Han skiöt en poike med en pistol långt up i masten, för det han tyckte ej nog skynda sig.
Af en swänsk blef skuten i duelle uti Hamburg.
Das Motiv des ius talionis, wie Linné die Nemesis auch nennt, erscheint hier gleich doppelt: die Pistole als Werkzeug von Schuld und Sühne, und – etwas unauffälliger: die Schweden als Geschädigte und ein Schwede als Werkzeug der Vergeltung. Die Gesetzmäßigkeit der Nemesis divina erlaubte, nach Linnés Überzeugung, bei Kenntnis eines Verbrechens bereits gewisse Rückschlüsse auf die Art der späteren Ahndung, andererseits aber auch Vermutungen auf die Tatsache und die Art einer verborgen gebliebenen Schuld, wenn jemand dem Anschein nach von einem Strafgericht betroffen wurde. Linné sammelte auch Beispiele für eine ausgleichende Gerechtigkeit im positiven Sinne, doch sind sie in der Minderzahl.
Ihre Wurzeln hat die Nemesis-divina-Vorstellung vor allem in der Welt des Alten Testaments, in der griechisch-römischen Antike und im Volksglauben, Aus diesen Bereichen stammt ein großer Teil der Beispiele, daneben finden sich aber auch Beobachtungen aus der jüngsten schwedischen Geschichte und aus dem Umkreis seiner Zeitgenossen und Hochschulkollegen.
Obwohl die Entstehung des Nemesis-Glaubens bei Linné durchaus auch mit aktuellen Ereignissen seiner Biographie in Verbindung zu bringen ist und auch eine Antwort auf bestimmte persönliche Probleme darstellte, ist dieser Gesichtspunkt doch nicht der allein herrschende. Denn auf einer allgemeineren Ebene wird die Nemesis divina im Zusammenhang mit der Frage nach der Theodizee überhaupt diskutiert und fungiert hier als ein Garant für die Ordnung und Gerechtigkeit in der Schöpfung. Sie wird als ein System des Gleichgewichts und der Korrespondenzen dargestellt und als eine metaphysisch begründete sozial-moralische Analogie zur Ordnung im Reich der sichtbaren Natur.
Strindberg setzt die Akzente anders. Ihn interessiert vornehmlich die Frage, von der einst auch Linné ausgegangen war: gibt es eine Instanz, die eine Bestrafung seiner persönlichen Feinde garantiert und ihn selbst der Notwendigkeit der Rache enthebt? Der gläubige Linné hatte die Frage eindeutig beantwortet und 1734 im Vertrauen auf die göttliche Nemesis allen Ansprüchen auf Rache oder auch nur Verteidigung abgeschworen. Rachsucht sah er als Wurzel alles Bösen an und versuchte sich selbst der Nemesis durch die Befolgung der Maxime "Innocue vivito. Numen adest" zu entzichen.
Strindberg vermochte ihm in seiner atheistischen Phase – etwa zwischen 1885 und 1895 – auf diesem Weg nicht zu folgen. In dieses Jahrzehnt nämlich fällt seine erste und ausführlichste Auseinandersetzung mit Linnés Lehre: der Essay Nemesis divina, zuerst 1887 anläßlich von Linnés hundertstem Todestag in der dänischen Zeitung Politiken veröffentlicht. Die Haltung Strindbergs ist hier eigentümlich ambivalent. Er zeigt sich beeindruckt von den Beispielen und bekundet, er könne den Gedankengang Linnés sehr gut nachvollziehen.
Liksom alla framstående personligheter, vilka efter mycken kamp kommit upp på livets ärofulla platser och förvånade blicka tillbaka på de övervunna svårigheterna, så kom även Linné på den tanken, att han stod under en guds mäktiga och speciella beskydd. Ur denna översats drog hann sedan den slutföljden, att samme gud, som skyddade honom, även måste nedgöra hans fiender.
Diesen Gedanken spielt Strindberg nun am Beispiel seiner eigenen Biographie durch und kommt zu dem Ergebnis, alle solchen Schlüsse auf eine Nemesis beruhten auf psychologisch verständlicher, aber dennoch unzulässiger Interpretation von Zufällen als Ursache-Wirkung-Bezügen. Post non propter! Daß er aber so oft wiederholt, wie leicht er selbst auf Grund seiner Erfahrungen auf den Gedanken an cine Nemesis hätte kommen können, deutet bereits an, daß er sich seiner Sache keineswegs so sicher ist. Hier spürt man zwischen den Zeilen, daß er mehr gegen sich selbst als gegen Linné argumentiert, und tatsächlich steht diese sauber rationalistische Stellungnahme ziemlich isoliert da. Während ihrer Gültigkeit hingegen führte sie bei Strindberg zu der Auffassung, die Rache an seinen Feinden selbst in die Hand nehmen zu müssen. Dem Schauspieler Schiwe drohte er im März 1889: "Jag sköter nemligen min Nemesis Divina sjelf sedan jag blifvit ateist." (VII, 298) und Lidforss kündigte er 1894 sogar den Tod an: "Och nu skall han dö!... Nemesis humana ha vi qvar fastän vi strukit divina." (1.6.1894; X, 72) 1907 wird er im ersten Blaubuch übrigens eine ganz negative Einstellung zur Nemesis humana bekunden.
Aber selbst in der atheistischen Phase überwiegt die Vorstellung von einer übermenschlichen Exekutive, die seine Feinde heimsucht. Zum erstenmal hatte er in einem Brief vom 30. 6. 85 mit Genugtuung die Schicksalsschläge aufgelistet, die viele seiner wirklichen oder vermeintlichen Feinde getroffen hatten (V, 119 f.). Ähnlichem begegnen wir danach öfter, z.B. in Briefen vom 22. 8. 88 (VI1, 107) und vom 1. 8. 94 (X, 182). Ein interessantes Beispiel dafür, wie Strindberg die Nemesis divina in seinen Atheismus herüberrettet, enthält Le plaidoyer d'un fou. Hier erteilt Strindberg als Axel seiner Frau eine Lektion: auch wenn es keinen Gott gebe, blieben doch Unrecht und Verantwortung und die Rache des Schicksals bestehen. Eine Fehlgeburt Maries bzw. Siris interpretiert er ganz in Linnés Sinne als Beweis für ihren Ehebruch:
Am Tag darauf und an den folgenden Tagen spricht sie entzückt davon, wieviel Spaß sie in Finnland gehabt habe. Wie im Rausch erzählt sie, auf dem Dampfer einen Ingenieur kennengelernt zu haben. Er sei ein aufgeklärter, moderner Mann, der sie überzeugt habe, daß es in der Welt keine Sünden gebe und daß alles von den Gegebenheiten des Schicksals abhänge. "Sehr schön, mein Liebling, aber alle Handlungen bringen gleichwohl Konsequenzen mit sich. Und selbst wenn man zugibt, daß es keine Sünde gibt, weil es keinen persönlichen Gott gibt, so bleibt man doch verantwortlich gegenüber den Menschen, denen man ein Unrecht angetan hat; und trotz des Fehlens der Sünde bleibt das Verbrechen, solange das Gesetz in Kraft ist; und trotz der Abschaffung des theologischen Sündenbegriffs bleibt die Vergeltung bestehen, die Rache, wenn du so willst, an dem, der uns geschadet hat."
…
Ende des Monats hat sie eine Fehlgeburt! Der Ehebruch scheint mir bewiesen!16
Betrifft es Strindberg freilich selbst, erkennt er eben diese "Beweisführung" nicht an. So schreibt er im Nachwort zur französischen Ausgabe desselben Werks:
Die Gütigen, die ihre mittelmäßige Rache unter dem schönen Ausdruck ‘Göttliche Gerechtigkeit' verbergen, haben meine 'Beichte' im Namen ihrer Nemesis divina verurteilt, indem sie nach falschen Beweisen behaupten, ich hätte den Gatten der ersten Ehe hintergangen.17
Der Gedanke, die Nemesis könnte ihn selbst treffen oder getroffen haben, hat in Strindberg während der Infernozeit (1894-96) schwere Angstzustände hervorgerufen. Er versuchte, diesen Gedanken wegzurationalisieren und gab sich in einem Brief vom Juli 1896 folgende Antwort auf die Frage, wer die Nemesis sei:
När Linné väntade något godt eller fått något godt var hann rädd att tala om det: Ne audiat Nemesis! skref hann efteråt. Hvem är Nemesis? De andres hat, afundshat, som har kraft att tillintetgöra min framgång. Jag har alltid varit rädd i medgången, ty mina närmaste ha hatat mig ...
Zwei Jahre vorher, als er das Thema der Nemesis in französischer Sprache behandelte, hatte er sich deutlicher ausgedrückt:18
En effet j'ai peur! ... Et je suis au point de retourner à la vieille interprétation superstitieuse de Nemesis.
Einen neuen Impuls, sich mit der Nemesis divina zu beschäftigen, bedeutete für Strindberg die Bekanntschaft mit den Lebenserinnerungen Meir Aron Goldschmidts von 1877, die er Ende 1898 machte.19 Im Verlauf seiner kritischen Auseinandersetzung mit Linnés Nemesis divina im zweiten Band, der diesen Bezug andeutend auch den Titel Nemesis trägt, stellt der dänische Autor die Frage, ob man nicht an Linnés eigenes Schicksal ebenfalls die Maßstäbe seiner Nemesislehre anlegen sollte:20
Under et Udbrud af Vrede blev han ramt af et Slag, hvorved hans Tunge lammedes, og han døde langsomt og sørgelig i henved fem Aar. Han kunde en Tidlang Iæse i sine egne Skrifter og græd da over, at Nogen havde skrevet saadan. Skulle vi nu, idet vi staa overfor dette Liv og denne Død, anvende samme Maal og Udtryksmaade, som han selv anvendte paa Tordenskiold, og sige, at fordi han i sin Ungdom ville dræbe Rosén, derfor kom endelig Nemesis og dræbte ham langsomt, eller at Nemesis formedelst hans Hidsighed kom og slog ham ligesom hin af ham selv anførte Professor?
Strindberg nimmt im ersten Blaubuch von 1907 gerade auf diesen Punkt in Goldschmidts Werk Bezug. Wie bei seiner Einstellung zu Linné zu erwarten, äußert er sich freilich noch viel zurückhaltender als jener über eine eventuelle Schuldzuweisung, zumal er auch eine Parallele zu seinem eigenen Schicksal sieht:
Att den fromme Linné fick sitta sina sista år i en stol, lam efter slaganfallet, och även han pinad av en grälsjuk hustru är bekant, men orsaken vet endast Gud allena.
Hier lag für Strindberg offenbar ein Kernproblem, das ihn immer wieder dazu trieb, außerhalb der Nemesis-Vorstellung andere Erklärungsmodelle für die Existenz des Leidens ins Auge zu fassen. Die Nemesis divina erlaubte ja nur eine Interpretation: jedes Leiden war Strafe, für ein eigenes Vergehen oder allenfalls für das eines Vorfahren. Eine frühe literarische Verwirklichung dieser Vorstellung stellt übrigens das Drama Gillets hemlighet von 1880 dar.
Von Linné selbst mag Strindberg die Rechtfertigung dafür bezogen habe, die Nemesis divina nicht als erwiesene Wahrheit, sondern als durch das Experiment erst zu verifizierende Arbeitshypothese zu betrachten. Der naturwissenschaftliche Ansatz ist jedenfalls bei Linné von Anfang an deutlich. Schon seine erste Erwähnung der Nemesis geschieht 1747 in der Form "Nemesis divina experimentalis” (Wästgötha-Resan, S. 227) und in einer seiner späteren Autobiographien schreibt er über sich:
Han hade samblat et stort föråd af egna observationer de Nemesi divina, ..., som han kallade Theologia experimentalis ...
Dieser Gedanke der Theologia experimentalis hatte eine große Bedeutung für Strindberg, der sein Leben lang Weltanschauungen bis zur letzten Konsequenz im Selbstversuch erprobte. "Min Ateismus var ett experiment", schreibt er 1896, "som utföll så: att jag aldrig kommer tillbaka dit mer!" (21.6.96; XI, 219), "började ställa sig experimenterande på en troendes ståndpunkt" erklärt er 1898 im Nachwort zu den Legenden21, und 1900 schreibt er an Schering: "Experimentiere mit Standpunkte und Anschauungen, Laborator und Experiment-Objekt auf dem selben Mal." (XIII, 262) Rückblickend bricht er dieses Modell eines Selbstversuchs auf und öffnet ihm die metaphysische Dimension:22
Ob der Dichter wirklich, wie er zuweilen glaubte, mit Standpunkten experimentiert ... oder ob eine gnädige Vorsehung mit dem Dichter experimentiert hat, mag für den aufgeklärten Leser aus den Texten hervorgehen.
Hatte Strindberg für das Leiden seiner Feinde mit der Nemesis divina eine akzeptable Erklärung, so sträubte er sich doch, diese auf sein eigenes Leiden anzuwenden. Dieses Problem stellte sich um so dringender, als er – im Gegensatz zu dem optimistischeren Linné – sein ganzes Leben als vom Leiden überschattet empfand. Um nur einige aus unzähligen ähnlichen Äußerungen zu zitieren: "Leben ist Leiden, sogar Freuden bereiten uns die allergrößten Elenden" (XII1, 58), "Det är ett elände så gränslöst att jag icke vet om jag skall göra slut på mina lidanden eller fortfara!" (VIII, 49), " - jag lidit mer än beskrivas kan" (VIII, 18). Eine befriedigende Antwort auf seine Frage: "Hvad menar Försynen med dessa oerhörda lidanden och pröfningar den ålagt oss?" (I, 321) konnte er bei Linné nicht finden. So suchte er Hilfe bei anderen und fand sie u.a. bei Swedenborg. Einige der Erklärungsmodelle, die für ihn am wichtigsten waren, seien hier wenigstens kurz umrissen; sie lassen sich übrigens nicht präzise mit bestimmten Lebensabschnitten zur Deckung bringen, sondern überschneiden und durchdringen sich stark.
Wohl die wichtigste Antwort Strindbergs auf Fragen, die von der Nemesis divina nicht beantwortet wurden, ist seine Vorstellung vom stellvertretenden Leiden. Er prägte dafür den Ausdruck "Satisfactio vicaria". Ihre bedeutsamste literarische Ausformung hat die Satisfactio vicaria, die stark von Swedenborg geprägt ist, im Drama Påsk von 1900 gefunden. Im Zusammenhang mit der Lehre vom stellvertretenden Leiden sind auch die Rollen des Sündenbocks und des Opferlamms zu sehen, in denen sich Strindberg häufig darstellte.
Überzeugt von seiner eigenen Unschuld sah Strindberg sich auch gerne als Hiob, als Märtyrer, als leidenden Titan. In diesem Kontext bedeutete ihm Leiden eine Bewährungsprobe und einen besonderen Gunstbeweis Gottes: "O, säll är den man som Gud straffar!" (XI, 289). Verwandt damit ist die Gestalt des mit Gott ringenden Jakob, in der er sich im dritten Teil seines Infernobuches mit dem Titel Jakob brottas verkörpert. Elemente dieser Jakobs-Gestalt finden wir auch später in der Zentralfigur des Dramas Den stora landsvägen. Das Motiv des Leidens als Auszeichnung begegnet uns übrigens schon in dem frühen Stück Mäster Olof.
Beeinflußt vom Glauben an die Seelenwanderung und an das fernöstliche Karma diskutiert Strindberg in Auseinandersetzung mit den Theosophen die Möglichkeit des Leidens für Vergehen, die man in einer vorhergehenden Existenz begangen hat. Schon in Tjänstekvinnans son heißt es einmal: "Livet var en straffanstalt för brott, begångna innan man var född ..." (SS 18, S. 39) und später in einem Brief: "Vi äro i Inferno för synder begångna i en föregående existens." (XI, 376) Nur so vermag er das Leiden unschuldiger Kinder mit der göttlichen Gerechtigkeit in Einklang zu bringen: "... den gudomliga rättvisan låter oss ana, att det är på grund av brott, begångna före ankomsten till denna värld." (Inferno, SS 28, S. 196)
Strindberg erkannte schließlich sehr wohl, daß viele seiner Leiden auf ihn selbst zurückgingen. Auch dies versuchte er gerne damit als unverschuldetes Leiden zu interpretieren, daß er sich unter dem fluchhaften Zwang sah, anderen Übel zuzufügen, oder unter der Pflicht, andere zu bestrafen.23
Im dritten Blaubuch argumentiert er sogar, die Betroffenen müßten ihm dafür dankbar sein. (SS 48, S. 873 f.)
Besonders in seinen letzten Jahren mehren sich aber auch Aussagen, die sich von dem "oupphörlig kurragömmalek med hans egen skuldkänsla"24 deutlich entfernen. So schreibt er z.B. Weihnachten 1896 an Marie Uhl:
Ich gestehe offen, dass ich leide was ich persönlich verdiene und ich schiebe keine Schuld auf Adams Sünde oder so was. Ich predige auch nicht, strafe nicht, trage mein Kreuz und hilfe wenn ich kann die Mitschuldige Ihres Kreuz zu tragen. Punkt!
Und im September 1897 an dieselbe:
Ich habe wie Kant meine kategorische Imperativen formuliert um leben zu können: Ich habe was ich verdient, und damit hört das Räsonnieren auf.
Auch wenn diese Versuche, im Interesse eines Modus vivendi das theologische Experiment abzubrechen, etwas abrupt klingen, läßt sich Strindbergs Leben mit gewissem Vorbehalt am Ende doch unter eine Formel stellen, die er zu Beginn seiner Infernozeit schon einmal so gefaßt hatte: "vom Leiden durch Wissenschaft zur Buße".
Auf diesem Weg hat er sich Zeit seines Lebens an Linné orientiert, und wenn er auch immer deutlicher erkannte, daß dessen Hypothese von der Nemesis divina in einer Aporie endete, so hat ihn die Idee doch offenbar bis in seine letzten Jahre nicht losgelassen. Dies zeigen zwei Berichte im dritten Blaubuch, die von ihrem Charakter und ihrem Stil her nahtlos in Linnés Fallsammlung hineinpassen würden.
Der eine Text, unter dem Titel Trådlös kallelse, berichtet u.a. von jemandem, der Strindbergs Neurasthenie einst als "delirium tremens" verspottet hatte, jetzt selbst an dieser Krankheit litt und später in einer Anstalt für Alkoholiker zu Grunde ging. (SS 48, S. 945 ff.)
Die zweite Geschichte unter dem Titel En kort historia, men komplicerad lautet so:
En hustru följde sin i lungsot dödsdömde man till en badort. Mannen kom sig; men frun återvände sjuk i lungsot och dog. Mannen gifte om sig. Efter några år uppstod ovilja mellan honom och frun, så att han till sista sommaren reste ensam med en bror till badort. Återkommen därifrän, dock ej fullt frisk, skulle han en söndag gå i kyrkan, men föll utanför en restaurang, där han bars in och dog,
In der anschließenden Spekulation über die Vorfälle, ganz im Stil Goldschmidts übrigens, sieht es Strindberg u.a. als sicher an, daß die erste Frau ihrem Mann den Tod gewünscht hatte. Einige Zeit vorher, im ersten Blaubuch hatte Strindberg noch einmal eine neue, von seinen früheren deutlich abweichende Definition der Nemesis divina formuliert, in der diese geradezu die Funktion des inneren ethischen Verhaltensregulativs zugewiesen bekam:
Nemesis divina ... det är den immanenta utövaren av gudomlig rättvisa som varje människa bär inom sig som ett hämningsorgan att stävja det onda.
So zeigt sich am Beispiel der Nemesis divina besonders eindrucksvoll, wie fruchtbar und dynamisch Strindbergs lebenslange Auseinandersetzung mit der Gestalt, den Beobachtungen und Vorstellungen Linnés verlief.
Anmerkungen
1 "Man är ej sämre då man är som Goethe", schreibt er 1902 (X1V, 223). Strindbergs Briefe werden mit Band- u. Seitenzahl zitiert nach der Ausgabe: August Strindberg, Brev. Utg. av Strindbergssällskapet (T. Eklund). Bd. I-XV. Stockholm 1948-1976.
2 Jag är född den 22 Januari 1849 ... jemt 100 år efter Goethes födelse (tro nu inte att jag är Goethe)" (27.4.1896; XI, 76)
3 SS = August Strindberg, Samlade skrifter. Hg. von J. Landquist. 55 Bde. Stockholm 1912-20.
4 Allan Hagsten hat nachgewiesen, daß Strindberg nur wenige Bücher aus seiner Jugendzeit über den Konkurs von 1879 herübergerettet hat (Den unge Strindberg. Bd. III. Lund 1951. S. 40 ff.)
5 Im einzelnen registriert Hans Lindström (Strindberg och böckerna. I. Biblioteken 1883, 1892 och 1912. Uppsala 1977) folgende Werke und Sammlungen:
Carl Linnæi skånska resa år 1749. 1751 – Carl Linnæi wästgötha-resa förrättad år 1746. 1747 – Carl von Linné, Svenska arbeten, i urval och med noter utg. af Ewald Ährling. 1-2. 1878-80 (Bibliothek von 1883) – Carl von Linné, Amoenitates academicae 1-7. 1749-69 – ders., Hortus Upsaliensis. 1748 – ders., Svenska arbeten ... – E. Fries, Botaniska utflygter 1-3 1843-1864 (Bibl. von 1892) – Carl Linnæi gothländska resa. 1890 – E. Fries, wie oben (Bibl. von 1907)
6 Zu Strindberg als Gartenfreund und Naturkenner auf Linnés Spuren vgl. Walter Johnson: August Strindberg. Boston 1976. S. 66 ff.
7 Svenska Folket. II. SS 8, S. 224-226.
8 ebd., S. 383 f.
9 Sogar in Australien, schreibt er an Mörner, gebe es einen guten Grund, Linnés Geburtstag zu feiern – schließlich sei ein Kap in der Nähe von Sydney nach einem seiner Schüler benannt worden. (7.4.1907; XV, 358)
10 Vgl. Elis Malmeström: "Det är alltsä en vanföreställning, att Linné alltid var den obeskyggade ljusgestalten, ett naturens lycko- och skötebarn. Tvärtom är hans liv under den länga tiden av 30 är i djupet förstämt." (Linnés religiösa åskådning. Theol. Diss. Upsala 1926. S. 90).
11 Carl von Linné: Nemesis divina. Utgiven av Elis Malmeström och Telemak Fredbärj. Stockholm 1968.
12 Der Einfluß der Nemesis-Lehre Linnés auf Strindberg ist ein Punkt, auf den in der Literatur immer wieder hingewiesen wurde. Zum erstenmal geschah dies offenbar durch Nathan Söderblom in einem (mir nicht zugänglichen) Aufsatz Linné, Strindberg och makterna, dessen Gedanken er weiterführte in Strindberg och makterna. For Kirke och Kultur XVI. Kristiania 1909. S. 129-135. Ohne Kenntnis dieser Arbeiten griff Axel Herrlin dieses Thema erneut auf: "Dessutom torde Strindberg i ej ringa grad hava varit influerad av idékretsen i Linnés "Anteckningar över Nemesis Divina". Jag skulle missminna mig mycket, om icke Strindberg under 'Inferno'-våren 1897 i Lund av och till talade härom." Axel Herrlin: Bengt Lidforss och August Strindberg. En studie över deras tankegemenskap och förhållande till samtida naturfilosofiska och metafysiska strömmingar. In: Bengt Lidforss. En minnesskrift … redigerad av Einar Sjövall. Malmö 1923. S. 33-83, Zitat S. 80. Auch in: Axel Herrlin: Från sekelslutets Lund. Lund 1936. Meist unter Berufung auf Herrlin auch: Martin Lamm: August Strindberg. 2., rev. Uppl. Stockholm 1948, S. 74, Torsten Eklund: Tjänstekvinnans son. En psykologisk Strindbergsstudie. Stockholm 1948, S. 270 f. Walter Johnson: August Strindberg. Boston 1976. S. 202. Göran Stockenström: Ismael i öknen. Strindberg som mystiker. Uppsala 1972. S. 14 f.
13 Nur wenige Menschen in Linnés Umgebung wußten von seinen Aufzeichnungen zur Nemesis divina. Nach seinem und seines Sohnes Tod suchte man lange in Schweden und England, ohne eine Spur zu finden. Erst 1844 fanden sie sich wieder: 203 lose Oktavblätter, in dieser Form nicht zur Veröffentlichung bestimmt.
14 Durch Elias Magnus Fries' Programm zur Magisterpromotion. Strindberg kannte den Text durch
den Nachdruck in Fries’ Sammelwerk: Botaniska utflygter. En samling af strödda tillfällighetsskrifter. Bd. I-III. Upsala 1843-1864, dessen zweiter Band von 1852 auf den S. 299 ff. den Beitrag "Carl von Linnés anteckningar öfver Nemesis Divina" enthielt.
C.G. Rollin griff Linnés Gedanken auf in seinem schmalen Werk: Nemesis Divina, eller Guds sätt att redan här i tiden vedergälla menniskors onda gerningar. Uppsatser med anledning så väl av framlidne arkiater Carl von Linnés anteckningar härom, som och af samtal med en af hans lärjungar, samt af egna och andras iakttagelser rörande detta ämne. Stockholm (1857). Ob Strindberg es gekannt hat, ist nicht bekannt.
15 Carl von Linnés Anteckningar öfver Nemesis Divina. Utgifne af Elias Fries och Th(ore) M. Fries. Ny omarbetad och tillökad upplaga. Uppsala 1878.
16 August Strindberg: Plädoyer eines Irren (Le plaidoyer d'un fou). Übers. aus dem Franz. … von Hans Joachim Maass. Köln 1977. S. 267 f.
17 August Strindberg: Die Beichte eines Toren. Übertragen von Emil Schering. München 1923. S. 371.
18 Ungedr. Manuskr., zit. nach Torsten Eklund: Tjänstekvinnans son. En psykologisk Strindbergsstudie. Stockholm 1948.
19 Zum 5. und 7. Sept. 1898 findet sich die Eintragung "Läser Goldsmith om Nemesis" im Ockulta Dagboken (fol. 75r). Am 15.11.98 schreibt Strindberg an einen unbekannten Redakteur: "Om Nemesis-problemet intresserar Er som sådant, ber jag få hänvisa till Dansken Goldschmidts Lefvernesbeskrifning, och bok om Nemesis, ehuru han ofta förvexlat Nemesis med Forsynen." (XIII, 39).
20 Meir Goldschmidt: Livs Erindringer og Resultater. Udg. … ved Morten Borup. København 1965. Bd. II, S. 20 f.
21 Legender, Efterskrift S. 399. Vgl. Eklund a.a.O., S. 280: "Inte heller under det sista skedet efter Infernokrisen kan Strindberg sägas ha nått fram till en ståndpunkt, som fyller de gängse kraven på en positiv religiös tro. Därtill är hans ställning alltför oklar och experimenterande."
22 Der Sohn einer Magd. Vorwort zur 2. Auflage 1909, S. 10.
23 Vgl. auch Lida utan att ångra, in: En blå bok III, SS 48, S. 977 f.
24 Torsten Eklund: Tjänstekvinnans son, S. 276
(Aus: Der nahe Norden. Otto Oberholzer zum 65. Geburtstag. Eine Festschrift. Hg. von Wolfgang Butt und Bernhard Glienke. Frankfurt am Main 1985, S. 23-35)